Handlungsbedarf, 2024
kinetische Skulptur, Waage, Statuette des Jesuskindes, 20 Fotos von Kinderhänden
zwischen 6 und 7 Jahren, Rasierklingen, Elektromotor, Elektronik, Sensor, Holz, Stahlrohr und Profile
230 x 75 x 41 cm
Presse PDF: Rhein-Necker-Zeitung (RNZ) 31.05.2024
Im Mittelpunkt des Raumes befindet sich eine Metallkonstruktion mit einer alten Waage. Auf einer Seite der Waagschale liegt eine Puppe oder Krippenfigur, die das Christuskind darstellt. Die Metallkonstruktion ist so gestaltet, dass eine Metallröhre durch ein mechanisches System und ausgelöst durch einen Bewegunsmelder ein plötzliches Auf und Ab ausführt, wodurch die andere Waagschale in einem bestimmten Rhythmus gedrückt wird und die Waage anfängt zu schwingen. Die Waage schwingt solange, bis sie von selbst wieder zur Ruhe kommt.
An den Wänden des Raumes sind 20 Fotografien von Kinderhänden (Erstklässlern) angebracht, in deren Handflächen jeweils eine oder meherere Rasierklingen eingeklebt sind. Dadurch entstehen Objekt-Collagen. Zudem sind 20 Minilautsprecher aufgehängt, die die Stimmen spielender Kinder abspielen.
Die Waage symbolisiert Gerechtigkeit oder Ungerechtigkeit, das Christuskind steht für die ethische Unantastbarkeit, insbesondere von Kindern. Die Rasierklingen stehen für die Wundmale von Jesus Christus und unheilbare Verletzungen. Eine Anklage richtet sich dabei vor allem gegen den Missbrauch innerhalb der Kirche aber auch darüber hinaus.
Statement zur Ausstellung "KUNST GEGEN MISSBRAUCH", Heidelberg 2024 (Themenausstellung mit Nezilla, Jürgen Baumann und einer Performance von Katja Visschers):"Ein wichtiges Merkmal meiner künstlerischen Tätigkeit besteht darin, dass ich immer kritisch und gesellschaftsbezogen arbeite. Kurz gesagt: Alles, was den Menschen, der Umwelt und besonders den Schwächsten Leid und Schaden zufügen kann, bekämpfe ich mit den Mitteln der Kunst(sprache).
Kinder, wie jeder weiß, sind diejenigen, die sich am wenigsten vor Ausbeutung, Missbrauch oder Gewalt schützen können. Besonders schlimm ist es, wenn sie sexuell missbraucht werden, denn diese Art von Gewalt verursacht, neben physischen Schmerzen, auch gravierende psychische Schäden, die die Opfer das ganze Leben begleiten und kaum zu beseitigen sind. Mein Anliegen in dieser Ausstellung ist es, dem/der Betrachter/in durch die visuelle und akustische Wahrnehmung eine Vorstellung von der emotionalen und kognitiven Erfahrung dieser unermässlich großen Ungerechtigkeit zu übermitteln. Dabei möchte ich auch betonen, inwieweit bestimmten patriarchal geprägten „religiösen“ Institutionen in der Gesellschafft eine besondere Verantwortung auf Seiten der Täterrolle zukommt."C. Ciervo - Berlin, 22. April 2024