An der Außenfassade
des Hochbunkers sind waagerecht angeordnet über der mittleren
Fensterreihe 7 überdimensionale Sieben-Segmentanzeigen aus Neonröhren
angebracht. Die Ein- und Ausschaltung der einzelnen Röhren erfolgt
computergesteuert. Durch den ASCII-Code, der jeden Buchstaben anhand
einer bestimmten Abfolge der Ziffern 0 und 1 definiert, wird der Satz
"TOTALITARIAN OR AUTHORITARIAN. THE THIRD IS OUT OF QUESTION"
dargestellt. Der Schriftzug ist zudem in analoger Schrift aus Holzbuchstaben
unterhalb der Neonanzeigen angebracht.
"Um dem kritischen Potenzial des postmodernen Diskurses wirklich
gerecht zu werden, muss man den Blick zunächst auf die modernen
Formen der Souveränität richten... die Welt der modernen
Souveränität ist eine manichäische Welt, die in eine
Reihe binärer Oppositionen aufgeteilt ist, welche das Ich und
den Anderen, Weiß und Schwarz, Drinnen und Draußen definieren.
Das postmoderne Denken stellt nun genau diese binäre Logik der
Moderne in Frage und liefert in dieser Hinsicht denjenigen, die gegen
die modernen Diskurse des Patriarchats, des Kolonialismus und des
Rassismus ankämpfen, wichtige Ressourcen. Im Kontext postmoderner
Theorien sind es offenbar die Hybridität und die Ambivalenzen
unserer Kulturen und unserer Zugehörigkeitsgefühle, welche
die binäre Logik von Ich und Anderem, die hinter den modernen
kolonialistischen, sexistischen und rassistischen Konstrukten steht,
in Frage stellen. Ähnlich widersetzt sich das postmoderne Beharren
auf Differenz und Besonderheit dem Totalitarismus universalisierender
Diskurse und Machtstrukturen; die Betonung fragmentierter gesellschaftlicher
Identitäten erscheint als Mittel, um die Souveränität
sowohl des modernen Subjekts wie des modernen Nationalstaats mitsamt
den damit verbundenen Hierarchien anzufechten. Diese kritische Sensibilität
der Postmoderne ist in unserem Zusammenhang besonders wichtig, weil
sie die Behauptung (oder das Symptom) eines Bruchs im Hinblick auf
die gesamte Entwicklung moderner Souveränität darstellt."
(Aus: Antonio Negri Michael Hardt, Empire, Die neue Weltordnung, Campus
Verlag, Frankfurt/New York, 2000, S. 152)