Costantino Ciervo
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Erläuterungstext zum Kunstwettbewerb "Künstlerische Kommentierung des Ernst-Thälmann-Denkmals"
in Berlin-Pankow

Vom zentralen heroischen Monument zum dezentralen Denkmal auf Augenhöhe mit Info-Pavillon und interaktiver App

1. Idee
Die zentralen Prinzipien der künstlerischen Kommentierung des Ernst-Thälmann-Denkmals sind: Dekonstruktion, Transparenz und Information.

Das einstige "Herzstück" des DDR-Prestigeprojektes Ernst-Thälmann-Park liegt heute isoliert am Rande des Wohnparks. Durch die geöffnete Seite zur mehrspurigen Greifswalder Straße hin wirkt das steinerne Areal karg und unwirtlich.
Die Kommentierung besteht im Wesentlichen aus drei Komponenten, die miteinander agieren, um die vorhandene strenge Gestaltung aufzulockern und den Besucher*innen des Denkmal-Areals einen neuen Zugang zu ermöglichen - nicht nur rational, sondern auch sinnlich (visuell und körperlich) - und dadurch die Aufenthaltsqualität des Ortes steigern.


Zentrales Element der Kommentierung ist eine langgezogene Rampe (barrierefrei), die im sanft geschwungenen Bogen hinauf zu einer Aussichtsplattform in ca. 6 Metern Höhe führt. Der Raum unterhalb der Plattform dient als gläserner Info-Pavillon und ist zusätzlich durch eine Wendeltreppe mit der Plattform verbunden. Die Wände aus Sicherheitsglas sind mit Bild- und Textdokumenten zur kritischen Aufarbeitung der Geschichte Ernst Thälmanns und des Denkmals bedruckt.Zudem sind zwei Sitzkarrees aus Stahl auf dem Areal angeordnet, die die Sockelform des Monuments aufgreifen. Pavillon und Sitzmöbel werden flankiert von vier Stahlsäulen, die als zusätzliche Info-Stationen in lockerer Anordnung auf dem Platz verteilt sind. Sie animieren Besucher*innen dazu, sich auf eine Entdeckungsreise zu begeben und wie in einem Freiluftmuseum um das Denkmal herumzulaufen. Für die Infosäulen benötigt man eine eigens für die Kommentierung entwickelte App. Nähert man sich einer Stele, werden bestimmte Medieninhalte (Audio/Videodateien über Ernst Thälmann, das Denkmal) aktiviert und auf dem Smartphone der Besucher*innen abgespielt.

Von der Plattform aus können Besucher*innen einen völlig neuen und ungewohnten Blick auf die wuchtige Thälmann-Büste werfen. Hier oben befinden sie sich auf Augenhöhe mit dem riesigen bronzenen Porträtkopf. Von der Straßenseite aus ergibt sich auch ebenerdig durch die große gläserne Schauwand im Pavillon hindurch ein neuartiger Blick auf das Monument: Das heroische/idealisierte Bronzeporträt Thälmanns wird überlagert durch eine vergrößerte historische Originalaufnahme des Arbeiterführers und Kommunisten.

Die kommentierende Neugestaltung des Areals erhöht die Aufenthaltsqualität für Besucher*innen und Anwohner*innen, besonders aber für jüngere Menschen, die mehr über das Denkmal erfahren möchten. Historische Hintergründe zum Monument, zum Thälmann-Mythos in der DDR und Informationen, die seine vielfältige und mehrfach instrumentalisierte Persönlichkeit und Lebensgeschichte nachzeichnen und erlebbar machen, können interaktiv und selbstbestimmt und auf eine die junge Generation ansprechende Art und Weise mittels App abgerufen werden.

2. Technik, Materialien

2 Sitzkarrees aus Stahl, H 65 x B 500 x T 500 cm
4 interaktive, schmale Stahl- Säulen, durchnummeriert. Bei Näherkommen werden mittels App Medieninhalte (Infotexte und vor allem Originaldokumente) aktiviert, H 160 cm
1 ca.50 Meter lange Rampe (ca. 6% Steigung ohne Quergefälle mit Zwischenpodesten) und Aussichts-Plattform, verankert ohne Beschädigung des denkmalgeschützten Bodenmosaiks, mit kindersicherem Geländer (flächiges Material ohne horizontale Stäbe), Böden, Plattform (B 300 x L 800 cm) und Wendeltreppe aus Stahl
1 Pavillon: Wände aus Sicherheitsglas, bedruckt mit Bildern und Texten zur Vita Thälmanns, Thälmann-Mythos, Denkmalgeschichte und Rezeption, Idee der neuen Kommentierung